In der Corona-Pandemie verändern sich Strukturen und wir lernen neue Wörter kennen. Vor einem Jahr hätte man nicht gewusst, was eine Hybridsitzung sein soll. Um Kontakte einzuschränken, werden jetzt sowohl die Sitzungen der Fachausschüsse als auch die des Kreistages digital durchgeführt. Konkret sieht eine Sitzung dann so aus: im Sitzungssaal des Kreishauses sitzen die Ausschussvorsitzenden mit den Vertretern der Verwaltung und die Kreistagsabgeordneten schalten sich von zu Hause aus per Link dazu. Die Öffentlichkeit kann in geringer Zahl ins Kreishaus zu den Sitzungen kommen. Diese Mischung aus Präsens und Digital nennt man dann „Hybrid“. Angesichts der derzeitigen Infektionsgefahr ist das eine kluge Lösung. Für den Kreistag bedeutete das zunächst den Ausfall aller Sitzungen der Fachausschüsse im November und Dezember und der Kreistage vom Dezember und Januar.

Ab Februar 2021 dann die ersten Fachausschusssitzungen in Hybridform, sowie des Kreistages am 4. und 18. März 2021. Die erste Hybridsitzung des Kreistages dauerte vier Stunden, was ziemlich anstrengend war, da man am Bildschirm sich doch stärker konzentrieren muss. Die zweite Sitzung am 18. März dauerte knapp drei Stunden, was überwiegend den langatmigen und nichtssagenden Ausführungen des Landrates zur Corona-Situation geschuldet war. Einwände und Zwischenrufe sind nur möglich, wenn das Mikrofon von der Technik freigeschaltet wird. Was in einer solchen Sitzung fehlt, ist der spontane Austausch zwischen den Fraktionskollegen, was in einer Präsenssitzung durch Flüstern oder Mimik und Gestik möglich ist. In unserer Gruppe haben wir uns parallel zum Bildschirm in einer WhatsApp-Gruppe ausgetauscht. Auch fehlt die spontane Reaktion von Zustimmung oder Ablehnung, was allenfalls durch das Anklicken der Symbole aus dem Konferenzprogramm möglich ist. So habe ich beispielsweise in meiner Haushaltsrede die Mehrheit des Kreistages als „unbeweglich, machtsatt und verbraucht“ bezeichnet.

Normalerweise hätte ich danach eine Welle von Missfallensäußerungen kassiert. Unter Hybridbedingungen aber zeigte sich keine Reaktion. Unser Vorschlag, interessierten Zuschauern auch die Chance der digitalen Teilnahme zu ermöglichen, wurde erst Mal vertagt, so dass diese Möglichkeit erst ab der nächsten Kreistagssitzung Mitte Juli genutzt werden kann. Insgesamt kann ich sagen, dass Hybridsitzungen zwar technisch erstaunlich gut funktionieren, aber Präsenssitzungen viel lebendiger, vielschichtiger und interessanter sind.

Dr. Irmtraud Kannen

Cloppenburg, den 22.3.2021