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11.06.12 –
Informationsveranstaltung „Welche Pflege wollen und brauchen wir in einer alternden Gesellschaft mit wachsender Zahl an demenziell Erkrankten?“
Die Grünen im Kreisverband Cloppenburg haben sich am 8. Juni über Pflegepolitik im Landkreis Cloppenburg informiert. „Welche Pflege wollen und brauchen wir in einer alternden Gesellschaft mit wachsender Zahl an demenziell Erkrankten?“ Dieser Frage gingen etwa 20 Mitglieder und Interessierte bei zwei Besuchen im Demenzzentrum Molbergen und im St. Pius-Stift Cloppenburg nach. Unter der organisatorischen Leitung von Anne Rameil, Mitglied des Kreisvorstands, informierten sich darüber hinaus auch die grüne Landtagsabgeordnete Ursula Helmhold, Sprecherin für Sozialpolitik, Pflege und Gesundheitspolitik sowie Hans Joachim Janssen, Landtagskandidat für den Wahlkreis Cloppenburg Nord, über Entwicklungs- und Steuerungsherausforderungen im Landkreis Cloppenburg.
Im Demenzzentrum Molbergen
Das Demenzzentrum Molbergen wurde von der Pflegedienstleitung Andrea Schmiedl und dem Abteilungsleiter Qualitätsmanagement Christian Drees vorgestellt. Das Demenzzentrum Molbergen nimmt ausschließlich an mittlerer bis schwerer Demenz erkrankte Personen auf. In Wohngruppen bis zu 14 Personen bildet die zentrale Wohnküche mit speziell ausgebildeten Präsenzkräften und Pflegefachkräften den Lebensmittelpunkt. Hier werden Mahlzeiten gemeinsam eingenommen und kleine hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichtet. Alle Bewohnerinnen und Bewohner können darüber hinaus auch in ihren mit einem Badezimmer ausgestatteten Einzelzimmern Rückzugsmöglichkeiten finden. Der Tag wird mit verschiedenen Kurzaktivierungen sowie z.B. Spielen und Singen strukturiert. Ein großzügiger Garten ermöglicht Spazierwege im Freien.
Christian Drees und Andrea Schmiedel stellten die Einrichtung vor.
Im Pius-Stift wurde die Einrichtung von Pflegedienstleiter Aloys Freese und Verwaltungsdirektor Hermann Schröer vorgestellt. Diese stellten das umfassende Versorgungsangebot von betreutem Wohnen, ambulanter bis stationärer Kurzzeit-, Tages-, Nacht- und Langzeitpflege vor, das eher einen integrativen Ansatz der Pflege von Demenzkranken vorsieht. Sie sollten so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Nur besonders verhaltensauffällige Demenzkranke werden in einem eigenen Wohnbereich speziell betreut. Das Pius-Stift strebt an, die seinerzeit geforderten Doppelzimmer nach und nach in Einzelzimmer umzubauen. Beide Einrichtungen haben sehr gute Bewertungen in gesetzlich geforderten externen Qualitätsprüfungen erhalten.
Intensiv diskutierten die Mitglieder Fragen zu Zukunftsherausforderungen der beiden Pflegeeinrichtungen: Der Fachkräftemangel ist auch im Landkreis Cloppenburg bereits deutlich spürbar. Gründe sind das schlechte öffentliche Bild von Altenpflegeeinrichtungen, Schichtdienst, hohe körperliche und seelische Belastung sowie die Bezahlung. Dringend benötigt werde eine positive Medienberichterstattung über gut arbeitende Heime sowie spezielle Qualifizierungsmöglichkeiten für Berufsrückkehrerinnen und spezielle Ausbildungskurse für lebenserfahrene Quereinsteigerinnen in Teilzeit. Dabei wäre es wichtig, die Ausbildungsumlage wieder einzuführen, damit auch die Pflegeeinrichtungen sich an den Ausbildungskosten beteiligen, die nicht selbst ausbilden. Die Fachkraftquote von derzeit 50 Prozent müsse weiter angehoben werden, da die fachlichen Ansprüche an pflegerische Arbeit stark gestiegen seien. Insgesamt müsse mehr Geld in das System der professionellen Pflege investiert werden – die jetzt beschlossene öffentliche Bezuschussung privater Pflegeversicherungen setze hier völlig falsche Anreize, die den meisten Bürgerinnen und Bürgern nicht nützen werden. In diesem Zusammenhang verwies Ursula Helmhold auf das Modell der grünen Pflege-Bürgerversicherung, in die alle Einkommensarten einbezogen würden.
Ebenso reformbedürftig sei die Definition von Pflegebedürftigkeit, wie sie derzeit in der Pflegeversicherung angewendet wird. Obwohl wissenschaftlich begründete Vorschläge von Pflegeexperten längst auf dem Tisch lägen, würden diese nicht umgesetzt und das Problem weiter vertagt. Dies benachteilige Demenzkranke in besonderem Maße, da sie viel Zeit für Beaufsichtigung, Betreuung und Anleitung benötigten, körperlich aber oft noch selbständiger seien. Dadurch werden sie in der Begutachtung von Pflegebedürftigkeit systematisch benachteiligt. Anne Rameil wünschte sich eine breite Bürgerbewegung für bessere Rahmenbedingungen von Pflegeheimen. Wie eine Gesellschaft mit alten und pflegebedürftigen Mitmenschen umgehe, sei eine Frage der Würde, die uns alle angehe. Es müsse ein Aufschrei über die schlechte Ausstattung professioneller Pflege durchs Land gehen. Es sei nicht nachvollziehbar, warum in Niedersachsen 20 Prozent niedrigere Pflegesätze als in Nordrhein-Westfalen ausgehandelt seien, so Ursula Helmhold. Dort arbeiteten auch Sozialarbeiter in Pflegeheimen, die hier nicht refinanziert würden.
Alternative Wohnformen wie z.B. ambulant betreute Wohngemeinschaften für Demenzkranke seien im Landkreis Cloppenburg noch gar kein Thema. Hier lebten 6-8 Demenzkranke in familiärer Atmosphäre in einer gemieteten Wohnung und werden von einem ambulanten Pflegedienst pflegerisch, sozial und hauswirtschaftlich betreut. Angehörige bzw. Betreuer sind in diese Versorgungsform eng eingebunden, die Kosten seien mit denen eines Pflegeheims vergleichbar. Obwohl auf Dauer Pflegeheime wegen der dramatisch wachsenden Zahl an Demenzkranken weiterhin gebraucht würden, sei es wünschenswert, auch alternative Versorgungsformen im Landkreis Cloppenburg zu entwickeln.
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