Der einzige Punkt der Ratssitzung, der kontrovers diskutiert wurde, war der Antrag der CDU-FDP-Zentrum Gruppe, „echt nachhaltig“ als neuen Begriff der Dachmarke „echt Cloppenburg“ hinzuzufügen. In den vorbereitenden Sitzungen ist die antragstellende Gruppe von ihrem ursprünglichen Antragstext abgewichen und erklärte sich damit einverstanden, den Begriff der Nachhaltigkeit für Cloppenburg in einem Workshop erst zu erarbeiten und zu prüfen, ob der Begriff für Cloppenburg zutreffend sei. Alle anderen Fraktionen hatten sich mit diesem Weg einverstanden erklärt. Daher gab es auch diesbezüglich einen einstimmigen Beschluss im Verwaltungsausschuss. Doch in der Vorbereitung der Ratssitzung sind bei den Fraktionen von SPD, Grünen, UWG und Sozialliberalen Zweifel aufgekommen, ob dieser Beschluss zum jetzigen Zeitpunkt das richtige Signal ist.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für eine Stadt? Durch die mangelhafte Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und die Ablehnung des Verzichts auf Tropenholz durch die Ratsmehrheit Ende letzten Jahres ist die Frage aufgekommen, ob Cloppenburg erst am Anfang eines Prozesses von Nachhaltigkeit steht, so dass die Aufnahme in die Dachmarke reine Schminke wäre. Eine einfache Definition von nachhaltiger Entwicklung ist: „Die Menschen gehen respektvoll miteinander und mit anderen Lebewesen um und gestalten die Welt so, dass sie auf Dauer lebenswert bleibt“. Dimensionen von Nachhaltigkeit sind: Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft. Auch das Verhältnis von Nord-Süd und der Generation heute zur Generation morgen muss in den Blick genommen werden.

In der UN Generalversammlung wurde 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen, die für alle Länder gelten soll. In der Präambel dazu finden sich die fünf Ps: People, Prosperity, Peace, Planet und Partnership. In 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG = Sustainable Developement Goals) soll die Nachhaltigkeitsagenda umgesetzt werden. Neben dem Schutz der Ökosysteme und des Klimas, soll die Armut beendet, die Ernährung gesichert, die Gesundheit gestärkt, die Bildung für alle realisiert, die Gleichberechtigung verwirklicht, der Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung ermöglicht, saubere Energie erzeugt, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und faire Arbeit geschaffen, Industrialisierung sozial verträglich gestaltet, Ungleichheit überwunden, lebenswerte Städte und Siedlungen geschaffen und nachhaltig produziert und konsumiert werden. Nicht zu vergessen die Förderung von Frieden und Rechtsstaatlichkeit. Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung für die Stadt Cloppenburg ist also sehr komplex und erst wenn ein Großteil dieser Ziele auch umgesetzt ist, rechtfertigt sich der Begriff Nachhaltigkeit als Teil einer Dachmarke.

Es gibt zurzeit ein Förderprojekt des Nds. Städte und Gemeindebundes „Kommunen in Niedersachsen werden nachhaltig“, das Kommunen mit Infoabenden und Workshops dabei unterstützen, sich auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu machen. Wir sollten die Chance nutzen!

Dr. Irmtraud Kannen
Cloppenburg, den 14.3.2020

zurück