In dieser diskussionsfreudigen Ratssitzung mit 30 Tagesordnungspunkten waren für mich zwei Entscheidungen besonders erwähnenswert, weil sie zeigen, wie der Stadtrat so tickt: Mit überwältigender Mehrheit stieg der Rat in die konkrete Förderung von Kunstrasenplätzen ein und ein Beschluss zu einem Bebauungsplan wurde nur von den Grünen abgelehnt. Warum?

In diesem Bebauungsplan wird ein Kreisverkehr geplant, für den ein imposanter Eichenbaum an der Emsstraße weichen müsste. Michael Jäger setzte sich mit guten Argumenten für den Erhalt des Baumes ein: „Für uns ist nicht nachvollziehbar, wie man heute - in einer Zeit, in der Klima- und Artenschutz in das Zentrum all unseres Handels gerückt werden muss – wie man heute eine solche Planung vorlegen und beschließen kann. Es wäre durchaus möglich gewesen, die Führung der geplanten Westallee an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Also eine Verkehrsführung vorzusehen, die den vorhandenen, erhaltenswerten Baumbestand berücksichtigt. Alternativen wären etwa, den Kreisel ein kleines Stück nach Osten zu versetzen und den Verlauf der Emsstraße an dieser Stelle geringfügig zu verschwenken. Oder aus Gründen des Naturschutzes auf den Kreisel zu verzichten und eine normale Kreuzung zu planen.

Nein, das war nicht gewollt. In Cloppenburg herrscht immer noch altes Denken: anstatt die Verkehrsführung den natürlichen Gegebenheiten anzupassen, wird die Natur den Planungen angepasst. In der Begründung zum B-Plan findet sich der Satz: ‚Als Ersatz für den verlorengehenden Baum (…) soll im nahen Umfeld innerhalb der öffentlichen Grünanlage eine Ersatzpflanzung erfolgen.‘ Eine Ersatzpflanzung ersetzt nicht die Bedeutung eines ausgewachsenen Baumes für das Kleinklima und den Naturhaushalt. Ein ausgewachsener Laubbaum verdunstet an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser und kühlt somit seine Umgebung. Er spendet Schatten und verbessert die Luftqualität. Ausgewachsene Laubbäume binden ca. eine Tonne Staub im Jahr und reduzieren die Konzentration gesundheitsschädlicher Stoffe in der Atemluft. Mehr noch: Stadtbäume schwächen mit ihren dicht belaubten Kronen die Schallreflexion und schützen so vor Lärm – was gerade im Bereich einer neuen Kita von Bedeutung ist. Und Straßenbäume sind natürlich ein Refugium für Vogel-, Insekten- und Tierarten, deren Lebensraum in einer weitgehend ausgeräumten Landschaft eng geworden ist. Der zugesicherte Ersatzbaum braucht Jahrzehnte, um das leisten zu können.“

Nicht die Sonntagsreden für den Erhalt von Natur und Landschaft zählen, sondern die konkreten Entscheidungen im Detail.

Dr. Irmtraud Kannen
Cloppenburg, den 11.11.2020

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