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Rat 1.7.2019: Auf Kunstrasenplätze verzichten!

Die Rede des Fraktionsvorsitzenden Michael Jäger im Wortlaut

01.07.19 –

 

Werte Kolleginnen und Kollegen,

ich hatte in der Ratssitzung am 10.12. 18 zur grundsätzlichen Kofinanzierung durch die Stadt folgenden Antrag gestellt: „Eine ökologische Ausrichtung der Kunstrasenplätze nach dem Stand der Technik ist Voraussetzung.“

Wir hatten diese Forderung als Minimalbedingung formuliert, weil wir eigentlich den Bau von Kunststoffrasenplätzen grundsätzlich ablehnen. Denn diese Plätze stellen an sich schon eine erhebliche Umweltbelastung dar – allein durch die Kunststoffe, aus denen sie hergestellt werden. Und weil durch den natürlichen Abrieb kleinste Mikroplastikteile in die Umwelt gelangen. Und weil die riesigen Plastikflächen nach 10 bis 15 Jahren Nutzung Abfall sind, der meist nicht recycelt werden kann, weil diese Plätze aus Verbundstoffen bestehen, die verbrannt werden müssen. Was wiederum CO2 freisetzt. Ich komme darauf gleich noch einmal zurück.

Trotz allem: wir wären - im Interesse des Vereinssports - ja noch mitgegangen, wenn zumindest unsere Minimalforderung nach höchsten ökologischen Standards beschlossen worden wäre. Das allerdings ist vom Rat mit 11 Ja-Stimmen, 16 Gegenstimmen (insbesondere der CDU) bei 9 Enthaltungen klar abgelehnt worden. Weswegen wir dann auch den Haushalt 2019 ablehnen mussten.

Heute geht es nun um die Folgekosten – und da ist unsere Haltung natürlich die gleiche, wie beim Grundsatzbeschluss vor einem halben Jahr: müssen wir aus dem gleichen Grund ablehnen.

Allerdings hat sich in diesem letzten halben Jahr eine ganze Menge verändert: Wir selbst haben uns noch einmal intensiv mit der Thematik „Kunststoffe in der Umwelt“ beschäftigt und sind heute kritischer als zuvor. Darüber hinaus sind Artenschutz, Klimaschutz und der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit großer Wucht in das öffentliche Bewusstsein gedrungen und haben das Denken der Menschen verändert. Nicht nur die Wissenschaft oder die Fridays for Fututre-Bewegung fordern zu Recht von uns, unser bisheriges Verhalten radikal zu ändern. Und zwar jetzt - und nicht irgendwann später! Das betrifft jeden Einzelnen, aber auch uns, die wir in den Kommunen Entscheidungen für die Zukunft treffen.

Wir wissen doch um die zunehmenden Gesundheitsgefährdungen durch Kunststoffe und Mikroplastik in der Umwelt, wir kennen die Vermüllung der Meere und ganzer Landstriche und die Folgen für Mensch und Umwelt. Müssen wir uns da nicht auch fragen: Ist es weiterhin verantwortbar, Naturrasenflächen mit Plastik zu überziehen? Und zwar unabhängig von der Frage des Infills (ob mit geschredderten Altreifen, Sand, Kork oder – wie nun angedacht - gänzlich ohne Infill). Denn auch der Infill-freie Kunstrasen besteht lt. Herstellerangaben u.a. aus Polypropylen, Polyester und Butadien-Systrol - zum Teil als problematische Verbundstoffe, die nicht recycelbar sind.

Unser unbekümmerter Verbrauch von Kunststoffen muss auf den Prüfstand. Denn wir pflegen einen Lebensstil, der unentwegt Abfall produziert. Das weltweite Plastikaufkommen ist von 2 Mio. t/a im Jahr 1950 auf 400 Mio. t/a gestiegen. Die Menge hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Es wird erwartet, dass sich die Produktion in den nächsten 20 Jahren noch einmal verdoppeln und bis zum Jahr 2050 vervierfachen wird.

Und noch ein paar Fakten: Insgesamt wurden seit 1950 weltweit 8,3 Mrd. Tonnen Kunststoff hergestellt. Über 75 % davon sind heute Müll. Nur 9 % des gesamten weggeworfenen Kunststoffs wurden seither recycelt. 40 % enden auf Mülldeponien und 14 % in Verbrennungsöfen. Die restlichen 32 Prozent gehen in die Umwelt, auf Deponien, in Meere oder andere Gewässer. Oder sie werden unkontrolliert verbrannt.

Kunststoffe setzen beim Gewinnen der Rohstoffe, beim Raffinieren, beim energieintensiven Verarbeiten und letztlich beim Entsorgen oder Verbrennen große Mengen CO2 frei. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens nur zu erreichen sind, wenn wir auch den Einsatz und Verbrauch von Kunststoffen massiv zurückfahren. Ich frage noch einmal: Müssen wir angesichts dessen wirklich immer mehr Plastik in die Landschaft kippen, nur um - in diesem Falle - dem Fußball zusätzliche Trainingsstunden zu ermöglichen?

Wie, so frage ich mich, verträgt sich die Kunstrasen-Begeisterung der CDU eigentlich mit ihrem öffentlichkeitswirksam verkündeten Vorschlag, einen Wettbewerb für ein „plastikfreies Cloppenburg“ auszurufen?

Und ist das, was da beschlossen wird, irgendwie nachhaltig? Ab September 2022 will die Europäische Chemikalienagentur Kunststoffgranulate in verfüllten Kunstrasenplätzen nicht mehr zulassen. Ich will kein Prophet sein, wage aber die Prognose, dass angesichts des massiven gesellschaftlichen Drucks innerhalb der nächsten 10 Jahre Kunstrasenplätze gänzlich untersagt werden. Da wäre man mit weiteren Naturrasenflächen allemal auf der sicheren Seite.

Und unsere Zustimmung hätten Sie auch.

Der CDU-Ratskollege Beeken hat kürzlich in einem MT-Interview gesagt: „Wir können in Cloppenburg nicht die Welt, aber unsere Wahrnehmung und unser Handeln im Kleinen verändern. Darauf kommt es an. (…) Wir können mehr tun, und wir müssen jetzt anfangen. Dann können wir´s schaffen.“

Genau das ist auch unsere Meinung. Und deshalb stelle ich folgenden Antrag:

1. Der Ratsbeschluss vom 10.12.2018 „Sonderprogramm zur Förderung von Kunstrasenplätzen (...)“ wird aufgehoben.

2. Die Verwaltung wird beauftragt, sich beim Landkreis für ein „Sonderprogramm zur Förderung weiterer Naturrasenplätze durch den Landkreis Cloppenburg und seine Städte und Gemeinden“ einzusetzen.

Michael Jäger 1.7.2019

(Der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU und SPD abgelehnt)

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Cloppenburg

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